Everybody have a Swedish fika!

oder wie junge Lippetaler in Europa Brücken bauen

„Erasmus Plus“ heißt das von Englischlehrerin Sandra Albert (Koordinatorin Netzwerk Europa) neu initiierte und intensiv vorbereitete internationale Projekt der Lippetalschule mit fünf weiteren Partnerschulen in Europa: Lodz (Polen), Porto (Portugal), Merkez (Türkei), Rom (Italien) und Stockholm (Schweden).

Um junge Menschen für Europa zu begeistern und ihnen zu interkulturellen Begegnungen zu verhelfen, fördert dieses EU-Programm finanziell jährlich Partnerschaftsprojekte im Schulbereich. Es ermöglicht auf diese Weise jedoch nicht nur einen internationalen Austausch, sondern auch die gemeinsame Arbeit an aktuellen und lebensweltrelevanten Fragestellungen junger Menschen.

Mit Beginn des neuen Schuljahres hatte die Lippetalschule die Zusage zur Teilnahme am Förderprogramm Erasmus Plus erhalten und bereits wenige Wochen später machte sich nun eine fünfköpfige Schülerdelegation der Projektgruppe gemeinsam mit zwei Lehrkräften zu einem fünftägigen Schulpartnerbesuch nach Lódź in Polen auf. Dort trafen sie erstmals auf eine Auswahl von Projektmitgliedern und Koordinatoren aller Partnerschulen, um gemeinsam vor Ort den Auftakt zu der zweijährigen Zusammenarbeit erfolgreich zu gestalten.

Das über allem schwebende Thema lautet: “TOOLerance – Let’s use digital tools to talk about tolerance!“. So wird sich die Projektgruppe fortan mit den gleichaltrigen Projektpartnern aller Partnerschulen regelmäßig mit der Frage beschäftigen, wie man mithilfe von digitalen Medien und Werkzeugen („Tools“) nicht nur wie üblicherweise seine Freizeit gestalten, sondern auch Toleranz untereinander schaffen und Missverständnisse vermeiden kann: TOOLeranz in Europa. Das Besondere an diesem Projekt jedoch ist aber, dass die Workshops und die Kommunikation miteinander nicht nur in den Schulen an den PCs stattfinden, sondern dass alle Projektteilnehmer auch die Möglichkeit haben an einem Schulpartnerbesuch teilnehmen und vor Ort miteinander arbeiten zu können.

Daher werden in den kommenden zwei Schuljahren jeweils fünf von insgesamt 25 Projektmitgliedern des aktuellen Jahrgangs sieben eine der Partnerschulen besuchen. Im Juni 2019 dann dürfen wir unsere europäischen Gäste willkommen heißen. Neben der Arbeit an einem Schwerpunktthema stehen bei diesen Begegnungen sicherlich vor allem das Kennenlernen von Land und Leuten im Vordergrund, denn alle Schüler und Schülerinnen werden bei Gastfamilien wohnen, die ihnen die Kultur des Landes gerne näher bringen möchten.

Für Lena, Leonie, Lucie, Sonja und Julia war es daher im November als erste Reisegruppe auch ein bisschen wie eine Reise ins Ungewisse, aber es ist bekanntlich so: „Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt!“ Nach dem, für einige ersten und spannenden Flug, landete die Gruppe am Abend sicher in Warschau und lernte nach einer Autofahrt nach Lodz auch schon ihre polnischen Gastfamilien kennen, bei denen die Schülerinnen die Woche verbringen würden.

Ein auf ganzer Linie herzlicher Empfang erwartete die jungen Lippetalerinnen und die betreuenden zwei Englischkolleginnen dann am Montag – schnell war nach dem Besuch des spielerisch-aktivierenden Unterrichts der Klassen klar, was „Dziekuje“ und „Dzien dobry!“ bedeuten.
Der Hüftschwung des Bürgermeisters beim ersten musikalischen Zusammenkommen, der liebevoll organisierte offizielle Empfang der Gastgeberschule durch die polnischen Lehrerinnen und Lehrer und die pompös inszenierte Aufführung eines musikalisches Theaters durch die polnischen Schülerinnen und Schüler über die polnisch-europäische Geschichte faszinierten die Zuschauer.

Ebenfalls Eindruck hinterließen definitiv die Präsentationen der einzelnen Schulen/Länder, besonders unsere „Mitarbeiterin des Monats“, Schulhündin Laska, glänzte trotz Abwesenheit in der Lippetaler Powerpoint-Präsentation und beeindruckte unsere europäischen Freunde. Ebenso unser SELF- und KLARA-Konzept ernteten große Zustimmung durch die polnischen Eltern und sorgten auch zwei Tage später noch für positiven Diskussionsstoff.

Wie ein roter Faden zogen sich kulinarische Leckerbissen in Theorie und Praxis durch die Woche. Angefangen bei „Swedish fika“, das – wie wir nun wissen – als traditionelles süßes Kaffeetrinken oder vielmehr fröhliches Zusammenkommen ein absolutes Muss in Schweden ist, über eine Vielzahl von den polnischen Eltern selbst zubereiteter Speisen und Kuchen in mehreren Gängen, bis hin zu süßen Souvenirs – um nur einige Beispiele der überwältigenden Gastfreundschaft der Polen zu nennen.

Beim gemeinsamen Erlernen polnischer Volkstänze unter der Leitung von Tomasz wurden internationale Brücken gebaut und spätestens beim „Macarena“ und Songs von Sean Mendez oder Ed Sheeran waren die Nationalitäten auf der Tanzfläche nicht mehr zu unterscheiden.
In zwei vorangegangenen Workshops zuhause hatte sich die gesamte Lippetaler Projektgruppe bereits sprachlich und inhaltlich auf das Thema tolerance vorbereitet und war der Aufgabe nachgekommen, ein Design für einen 3D-Schlüsselanhänger zu entwerfen, der das Thema und alle sechs Partnerschulen in sich vereint und als Symbol des Austausches dienen soll.

Die kreativen Skizzen aller Schulen wurden nun in Polen unter den Lehrern vorgestellt, das beste Design jeder Schule wird auf einer Plattform hochgeladen und bald auch bei uns zur Abstimmung kommen. Ein weiterer Vormittag stand ebenfalls ganz im Zeichen des gemeinsamen Projekts “tolerance and how to stop violence from peers“ (Toleranz und wie verhindert man Gruppenzwang). Die international gemischten Gruppen der Schülerinnen und Schüler diskutierten über Gewalt und Mobbing unter Gleichaltrigen und entwarfen Poster mit Ideen für gute, charakterliche Eigenschaften eines Menschen. Dies endete mit der Präsentation und Zusammenstellung eines “good-hearted man’s code“ aus allen Ideen (= Richtlinien für einen guten Menschen), der von allen Teilnehmern des Projekts unterschrieben wurde.

Ausflüge und Aktivitäten

Neben vielen abwechslungsreichen Aktivitäten, die die Schülerinnen mit ihren Gastfamilien unternahmen, standen auch kulturelle Ausflüge nach Lodz und Warschau auf dem Programm, unter anderem der Besuch der Manufaktura, eines ehemaligen großen Fabrikgeländes, heute Shoppingcenter und kulturelles Zentrum von Lodz, und der Besuch des Chopin-Museums sowie der Altstadt von Warschau. Besonders unter die Haut ging der Besuch des Ghettos in Lodz. Anschließend fiel der darauffolgende Abschied von den Gastfamilien noch viel schwerer.

Zum Ende der Reise war für alle Beteiligten klar, dass sie mit diesem Besuch wirklich Toleranz gelebt haben und mit diesem Gedanken im Herzen gerade in diesen Zeiten für ein vereintes Europa eintreten wollen. In jedem Fall kann sich die nächste “German delegation“ der Lippetalschule auf den Besuch bei europäischen Freunden in Portugal im kommenden März sehr freuen, denn es wird weiter gemeinsam daran gearbeitet, TOOLeranz in Europa zu fördern und zu leben.

Bilder