Land zeichnet Engagement aus

Medienscouts beraten Mitschüler zu Cybermobbing und Mediennutzung

Sind stolz auf das Erreichte: Tabea Westermann, Zara Matar, Schulleiter Volker Wendland, Clarissa Gernholt, Beratungslehrerin Verena Brauner und Elias Seidenkranz (von links). Foto: hillebrand 

Herzfeld – Die Mediensout-AG gibt es an der Lippetalschule in Herzfeld schon seit 2016. Jetzt erhielt die Schule das Abzeichen „Medienscouts-Schule 2024“.

Verliehen wurde dieses vom Landes-Ministerium für Schule und Bildung und der Landesanstalt für Medien NRW. Die Lippetalschule ist eine von 158 Schulen, die sich über die Würdigung freuen konnten, und zählt zu den 106, die zusätzlich das Sonderabzeichen für besonderen Einsatz gegen Cybermobbing bekamen.

Sichtlich stolz waren Tabea Westermann, Zara Matar, Elias Seidenkranz und Clarissa Gernholt, die aktuellen Medienscouts, als sie die großen Urkunden in ihren Händen hielten. Denn in der Auszeichnung steckt viel Fleiß und Engagement.

Gut ein Jahr dauert es, bis sich ein Medienscout in alle Themen eingearbeitet hat, erzählt Beratungslehrerin Verena Brauner. Die Schülerinnen und Schüler treffen sich einmal wöchentlich, planen Workshops, die sie in den unterschiedlichen Jahrgängen anbieten, erstatten Bericht, ob sie von Mitschülern um Hilfe gebeten wurden und überlegen Themen, die als nächstes angegangen werden können.

Sie klären auf über Kommunikationsregeln und die Gefahren im Umgang mit sozialen Medien, beleuchten rechtliche Aspekte im digitalen Alltag und sprechen über Cybermobbing – der Ausgrenzung und Schikanierung von Einzelnen oder Gruppen über das Internet – soziale Medien und Chatprogramme wie Whatsapp. Auch Lehrkräfte können sich an die Medienscouts wenden.

Elias Seidenkranz (17) liegt gerade das Cybermobbing sehr am Herzen, denn er hat bei einem Freund auf tragische Weise erfahren müssen, welche Auswirkungen dieses haben kann. Anders als Konflikte, die auf dem Schulhof ausgetragen werden, können Betroffene der Online-Hetze nicht entgehen. Sie verfolgt sie überall.

Zara Matar (16) hat bei einer Schnupperstunde schnell gemerkt, dass sie bei den Medienscouts richtig ist. Sie sagt: „Es ist wichtig, dass Schüler über diese Themen aufgeklärt werden und Maßnahmen lernen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, welche Bilder sie hochladen und wen sie fotografieren dürfen.“ Seidenkranz ergänzt: „Da muss man auch mal deutlich werden und sagen ‘Lass das sein’.“

Aktuell erstellen die Lippetaler Medienscouts ein Raster zu Themen, die sie in Workshops fest etablieren wollen. Diese sind Teil des Lehrplans. So ging es in den fünften Klassen um das Recht am eigenen Bild und Klassenchats. Beratungslehrerin Brauner erklärt: „Manche handeln aus Unwissenheit, darauf wirken die Medienscouts ein.“

Die kommen als Gleichaltrige, als sogenannte Peer-Group, so Schulleiter Volker Wendland, ganz anders an als Erwachsene: „Wenn ich merke, ich ecke auch bei Mitschülern an und stehe alleine da, dann ändere ich vielleicht mein Verhalten.“ So könnte einiges geregelt werden, bevor es auf eine disziplinarische Ebene geht.

Das Problem besteht laut Wendland an allen Schulen, nicht nur den weiterführenden. „Die Mediennutzung fängt immer früher und unkontrollierter an. Alle, die in die fünfte Klasse kommen, haben ein Handy, alle nutzen Whatsapp.“ Dabei fehle das Gefühl für die Wirkung des Geschriebenen. So werde die Hemmschwelle umgangen, die man hat, wenn man dem anderen Dinge direkt ins Gesicht sagt.

Für die Jahrgangsstufe 7 planen die Medienscouts einen Workshop zum Cybergrooming. Er soll während der Projektwoche nach den Sommerferien stattfinden. Dabei geht es, so Elias Seidenkranz um Erwachsene, die Minderjährige anschreiben, um sich mit ihnen zu treffen. Es geht um sexuelle Belästigung von Kindern. „Kleine Kinder sind sich der Auswirkungen nicht bewusst. Sie bekommen falsche Bilder gezeigt und fallen darauf herein“, erläutert Zara Matar das Problem. „Sie wundern sich vielleicht über eine Nachricht, reden sich die aber schön“, fügt Tabea Westermann (16) hinzu.

Die Medienscouts werden mit kleinen Workshops ausgebildet und bilden sich laufend fort. Unterstützung erhalten sie dabei vom Medienzentrum des Kreises Soest.

Weitere Themen, die das Quartett auf der Liste hat, sind Bodyshaming auf den Online-Plattformen Tiktok und Instagram, Deepfakes – Inhalte, die echt wirken, aber künstlich mittels KI erstellt wurden – und Falschmeldungen, sogenannte Fakenews. Viele Informationen erhalten die Medienscouts auch über Klicksafe (siehe Kasten).

Quellenangabe: Soester Anzeiger vom 18.05.2024, Seite 19