Schüler besuchen Europa

Lippetalschule baut Programm „Erasmus+“ jahrgangsübergreifend aus

Die Lippetalschule ist für „Erasmus+“ akkreditiert. Koordinatorin Sandra Albert, Leni Bannert, Eva Rasche, Ann Hoffmeier, Mara Lindner und Schulleiter Volker Wendland freuen sich auf die kommenden Projekte im Austausch mit den Partnerländern. Foto: Hillebrand 

Herzfeld – Andere Länder, andere Sitten – und das auch in Schulalltag und Freizeit. Erfahrungen, die Mädchen und Jungen der Lippetalschule wieder verstärkt machen können.

Seit 2021 ist die Schule für „Erasmus+“ akkreditiert, ein Programm, das seit 2014 Begegnungen europäischer Jugendlicher in Schule und beruflicher Bildung, auch digital und in Projekten, fördert. Mit der Akkreditierung wurde im Prinzip ein Mitgliedsstatus erreicht, der bis zum Jahr 2027 jährlich feste Fördermittel für Projekte und Austausch ermöglicht – zuvor musste die Förderung jeweils für jedes Projekt einzeln beantragt werden.

2018 gab es das erste große Projekt in dem Verbund von sechs Partnerschulen; bereits viermal haben Kleingruppen mit bis zu sieben Schülern eine der Schulen besucht, nur die Tour nach Schweden konnte Corona-bedingt nicht mehr stattfinden. 2019 waren etwa 30 Schüler aus den europäischen Partnerschulen zum Gegenbesuch im Gastgeberland Deutschland in Lippetaler Familien untergebracht.

Mara Lindner und Leni Bannert (beide 17) fuhren als Vierzehnjährige mit nach Rom. „Wir haben den Vatikan, den Trevi-Brunnen und die spanische Treppe besichtigt. Die italienischen Schüler mussten aber zum Unterricht. Sie haben uns aus ihrem Schulalltag erzählt. Sie fangen erst um neun Uhr an und um 13 Uhr ist schon Schulschluss“, sagt Mara und Leni ergänzt: „Dafür ging die kleine Schwester meiner Austauschschülerin in die Vorschule statt in den Kindergarten und lernte dort Zahlen und Buchstaben.“

Aber auch die Freizeit und das Alltagsleben lernten die beiden Schülerinnen kennen. „Es ist interessant, andere Kulturen, Bräuche und Essgewohnheiten kennenzulernen.

Die Schule in Schweden ist international. 2020 konnten noch Schüler von dort kommen. Leni hatte einen Polen zu Gast, Mara eine Koreanerin, die beide die schwedische Schule besuchten. „Die haben bei uns abends Hausaufgaben mit dem iPad gemacht, waren damals digital viel weiter als wir in Deutschland“, erklärt Leni. Bereits für die Teilnahme hatten die Gäste individuelle Bewerbungen schreiben und darlegen müssen, warum gerade sie für die Fahrt geeignet sind.

Mit Beginn des kommenden Schuljahres 2023/2024 geht es nun wieder richtig los, erste Projekte, die einer Fahrt vorgeschaltet sind, laufen bereits.

Ab der sechsten Klasse gibt es die Möglichkeit, beispielsweise im Profilfach Englisch, internationale Kontakte über eine Internet-Plattform zu knüpfen.

Eva Rasche und Ann Hoffmeier (beide 12) arbeiten momentan in einem Projekt, in dem die Schüler der verschiedenen Partnerschulen Sagen und Geschichten aus den Ländern in Comics übertragen. Zunächst gestalten sie aber über Kahoot – eine digitale Lern-Plattform – ein Quizspiel zum Thema Deutschland: „Wie viele Inseln hat Deutschland? Wie viele Menschen leben hier?“

In der siebten und achten Klasse geht es erstmals auf Reise, jährlich steht der Besuch von zwei Partnerschulen zur gemeinsamen Projektarbeit an. Hierbei soll zu bestimmten inhaltlichen Themen vor allem der richtige Umgang mit digitalen Medien gefördert werden.

In der neunten und zehnten Klasse wird zum Beispiel der Klimawandel thematisiert, gearbeitet wird dann im Neigungsfach Erasmus+. Die Neigungsfächer (z. B. Kultur und Medien, Medizin und Gesundheit, Informatik und Arbeitswelt) zielen bereits auf die spätere Berufswahl ab, einmal pro Woche wird eine Stunde entsprechend der persönlichen Neigung gelernt.

Schüler, die an internationalen Kooperationen und am Ausprobieren der eigenen Fremdsprachenkenntnisse interessiert sind, nehmen dann bei Erasmus+ an Wettbewerben und digitalen Projekten sowie regelmäßigen Austauschbegegnungen teil.

Auf Anregung von Oberstufenschülern wird die Arbeit im Erasmus+-Programm auch in der Sekundarstufe II fortgesetzt. Abiturrelevante Themen der Fächer Deutsch und Geschichte. Ein Vorschlag: Den Nationalsozialismus aus verschiedenen europäischen Perspektiven in einer AG aufzuarbeiten.

„Es ist eine Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen“, so Schulleiter Volker Wendland. Außerdem werden emotionale, interkulturelle und digitale Kompetenzen geschult.

Quellenangabe: Soester Anzeiger vom 23.03.2023, Seite 17