Jugendliche sehen in Stimmabgabe Möglichkeit, ihre Zukunft zu gestalten
Der Wahlvorstand der Lippetalschule begleitete die Juniorwahl und zählte gemeinsam die Stimmen aus (von links): Vorsitzende Emma Deichmann (17), Anastasia Zimpfer (17), Amelie Seidenkranz (15), Mailin Blaeser (18), davor Fiona Pankratz (18) und Schriftführerin Antonia Bücker (18). Foto: hillebrand
Herzfeld – Der Wahlvorstand, bestehend aus der Vorsitzenden Emma Deichmann, Anastasia Zimpfer, Amelie Seidenkranz, Mailin Blaeser, Fiona Pankratz und Schriftführerin Antonia Bücker zählt am Donnerstagmorgen die abgegebenen Stimmen aus.
Vor der Europawahl am Sonntag durften im Rahmen der Juniorwahl an der Lippetalschule 283 Schülerinnen und Schüler ihre Stimmen abgeben. Wahlberechtigt waren die Jahrgangsstufen 9 bis 11. Zwei Wochen lang wurde die Schülerschaft im Rahmen des Fachs Gesellschaftslehre auf die Europawahl vorbereitet.
Für Amelie Seidenkranz, die auch Mitglied der Schülervertretung ist, war dies aufregend, wie die 15-Jährige zugibt. „Man bekommt alles mit, erfährt, wie die Wahl abläuft.“ Außerdem setzten sich die jungen Leute mit den Wahlprogrammen vieler Parteien auseinander.
„Da hat mich einiges schon überrascht“, sagt Seidenkranz, „man weiß manches aus den sozialen Medien, aber die Programme gehen inhaltlich doch weiter.“
Die anderen aus dem Wahlvorstand dürfen, so wie alle Jugendlichen ab 16 Jahren, auch an der „echten“ Europawahl teilnehmen und werden dies nutzen. „Es ist wichtig, dass sich die junge Generation in die Gestaltung ihrer Zukunft einbringt. Das können wir durch die Wahl“, erklärt Emma Deichmann und Fiona Pankratz ergänzt: „Auch die Stimmen der jüngeren haben Bedeutung.“
Zweimal wird der Wahlvorstand zunächst die Stimmen zählen. Passen die Ergebnisse beider Durchgänge zusammen, bleibt es dabei. Gibt es eine Diskrepanz, muss noch einmal gezählt werden.
Über die Ergebnisse sprechen, die online an den ausrichtenden Kumulus-Verein übermittelt werden, dürfen die Mädchen aber erst ab Sonntag um 18 Uhr, wenn die Wahllokale schließen.
„Das Thema Politik kommt heute stärker bei den Jugendlichen an, als vor einigen Jahren. Sie bekommen zuhause und in den sozialen Medien Inhalte mit, die sich auf sie auswirken“, sagt Fachvorsitzende Antje Winter. Ob Klimapolitik, der Krieg in der Ukraine oder der Angriff der Hamas auf Israel. „Sie hören davon, verstehen nicht genau, worum es geht oder machen sich Sorgen.“
Deshalb gebe es im Rahmen des Unterrichts eine „Aktuelle Stunde“, in der Themen besprochen werden, die die Schüler mitbringen. Wichtig sei es auch, Jugendliche bei der Einordnung von Dingen zu unterstützen, so Winter, „es ist wichtig, Informationen zu hinterfragen: Wo kommen sie her und was bezwecken sie?“
Viel diskutiert würden zurzeit Themen, die vor Ort greifen, ergänzt Winters Kollegin Christine Bertelt. „Die Bauernproteste haben viele betroffen. Was wollen sie, sind ihre Forderungen gerechtfertigt und welche Art des Protestes passt in unser System“, fasst sie die Debatte zusammen. Auch die Errichtung des Skateparks in Hovestadt, über dessen Gestaltung die SV diskutiert hatte, sei auf Interesse gestoßen.
Durch das Interesse der Schüler können die Lehrer auf Populismus und „Plattitüden“ reagieren, so Winter. „Hat einer eine einfache Antwort auf die aktuellen Problemstellungen, dann ist die meist fraglich.“
Quellenangabe: Soester Anzeiger vom 07.06.2024, Seite 16